Ruhenthal, Schlossanlage Ruhenthal

Pilsrundāle, Rundāles pils apbūves ansamblis
Bedeutendstes Denkmal der Barockarchitektur im Baltikum, erb. für Ernst Johann v. Biron, Herzog von Kurland. Bau 1736 begonnen, Entw. von  Francesco Rastrelli (► Schloss Jelgava / Mitau). 1740 Innenausbau in Teilen fertiggestellt. Bauarbeiten nach Birons Rückkehr aus der Verbannung 1764 wieder aufgenommen und fortgesetzt bis 1770; Schloss seit 1767 bewohnt. Stuckreliefs, Vasen an Treppengeländern, Paneele aus Kunstmarmor u.a. dekorative Elemente von Johann Michael Graff und Gehilfen 1765–68 gestaltet. 1766–68 Deckenmalereien zahlreicher Räume von Francesco Martini __und Carlo Zucchi. Nach Annexion Kurlands durch das Russ. Reich 1795 dem Grafen Walerian Subow geschenkt. Nach 1804 Eingangsportiken am mittleren Flügel an der Hof- als auch der Parkseite angebaut. Im französ.-russ. Krieg 1812 Schloss schwer beschädigt. Nach 1822 Eigentum der Fam. der Grafen Schuwalow; renoviert. 1915–18 im Schloss Kommandatur der dt. Armee und Hospital. 1919 Schloss durch die Söldner der von Pawel Bermondt-Awalow angeführten Armee schwer beschädigt. 1920 enteignet. 1923 renov. und in einigen Räumen Grundschule eingerichtet. 1924 an den Lett. Verein der Kriegsversehrten (Latvijas Kara invalīdu savienība) übergeben. 1933 durch die Staatl. Denkmälerverwaltung (Pieminekļu valde) übernommen, 1938 durch das Staatl. Histor. Museum. In der Zwischenkriegszeit zum Teil rest. (Matīss Pluka). 1945 Schlosssäle als Getreidelager genutzt und für Besucher geschlossen. 1963 ein Teil des Gebäudes an das Museum für Heimatkunde und Kunst in Bauske / Bauska (Bauskas novadpētniecības un mākslas muzejs) übergeben. 1972 Gründung Schlossmuseum Rundāle / Ruhenthal und Beginn Rest. der Schlossanlage unter Museumsdirektor Laimonis Liepa (1933–75). Seit 1976 von Imants Lancmanis geleitet. Park weitgehend nach histor. Vorbild rekonstr., und alle künstler. bedeutenden Räume rest., Portiken des 19. Jh. abgebrochen. An deren Stelle hölz. Freitreppe gemäß dem urspr. Entw. eingebaut. Im Sockelgeschoss Hilfsräume für Museumsbedarf eingerichtet. Seit 1981 Schloss für Besucher geöffnet. 2014 Rest. abgeschlossen. 2020–22 neues Dach aus Titanzink. Dreiflügelige Schlossanlage um einen rechteckigen Ehrenhof (Cour d’honneur), die offene Seite geschlossen mit zwei prominenten Flügelbauten und daran anschließend eine aufwändige Toranlage. Zweigeschossiger Bau auf hohem Sockelgeschoss. Der mittlere Flügel (Corps de logis) durch zentralen Risalit hervorgehoben, die Ecken an der gartenseitigen Front ebenso durch schmale Risalite betont. Über den Seitenrisaliten Dreiecksfrontispiz, das untere Gesims bogenförmig gekrümmt. Über dem Risalit des mittleren Flügels Attika mit Öffnungen und segmentbogigem Frontispiz. Ähnl. Attika mit Dreiecksfrontispiz krönt auch die Mitte der Hoffassade des mittleren Flügels. Die Fensteröffnungen und Ecken der Risalite im Erdgeschoss rustiziert. Alle Öffnungen mit Dreiecks- oder segmentbogigen Verdachungen, die sich ausgewogen abwechseln. Im Dach runde Gaubenfenster. Im Gebäude über 130 Räume, davon viele mit prachtvoller architekton. Gestaltung überwiegend aus der zweiten Bauphase, zumeist im Obergeschoss: im O-Flügel die repräsentativen Säle, im mittleren Flügel die Paradeappartements des Herzogs und im W-Flügel die Räume der Herzogin. In den Eckteilen effektive dreiläufige Treppen mit üppigem barockem, skulpturalem Schmuck aus der ersten Bauphase. Eindrucksvoll der Goldene Saal mit Stuckmarmor und vergoldeten Stuckdekoren in zwei Farbtönen an den Wänden und Deckenmalerei mit Darstellung der Herrscherapotheose. Parkett der 1860er Jahre komplett erhalten. Im Querarm am Ende des O-Flügels der Weiße Saal mit virtuosem Stuckdekor an Wänden und Decke. Über Türen und Fenstern in Relief pastorale Darstellungen, Handwerke und Tätigkeiten, die Skulpturengruppen in der Deckenschräge symbolisieren die Grundelemente der Welt – Erde, Luft, Feuer und Wasser. Beide Säle durch die Große Galerie verbunden, dort die im 19. Jh. zweifach übermalten, unikalen barocken Wand- und Deckenmalereien; Ende 20. Jh. aufwändig rest. und wiederhergestellt. Im Erdgeschoss des O-Flügels Küchenräume mit Herd erneuert und Küchenzubehör des 18. Jh. ausgestellt. In der südl. Enfilade des mittleren Flügels reihen sich die Repräsentationsräume des Herzogs aneinander: Bibliothek, Rosenzimmer, „Herrschersalon“, Paradeschlafzimmer, Audienzzimmer, „Italienischer Salon“, Speisesaal u.a. – mit prächtiger Wand- und Deckengestaltung, die von Raum zu Raum abwechslungsreich und doch harmon. kontrastiert. An den Wänden Seidentapeten oder Kunstmarmor, die Decken mit Malereien oder dekorativen Stuckaturen verziert. Ebenso unterschiedl. die Farbgebung der Räume – blau, grün oder rot. Deckenmalereien hauptsächl. mit Darstellungen antiker mytholog. Themen. In einigen Räumen Parkett mit Intarsien, Eichenholzpaneele und Türen aus der ersten Bauphase erhalten. Manche der kobaltblau bemalten Kachelöfen sind präzise Rekonstruktionen einiger erh. Originale (so im „Herrschersalon“ und im Paradeschlafzimmer des Herzogs). Die in den Räumen ausgestellten Gemälde, Möbel und unterschiedl. Kunst- als Alltagsgegenstände wurden vom Museum erworben. Unter den Räumen der Herzogin sind das Boudoir und das rekonstr. Toilettenkabinett die prächtigsten. Im W-Flügel Möbel und Alltagsgegenstände verschiedener Kunststile und Epochen in chronolog. Reihenfolge. Vor dem Schloss (NO) im Halbrund angeordnet Ställe (um 1766, Severin Jensen), dahinter (SW) Gartenanlage in französischer Manier mit geometr. Parterre (Entw. F. Rastrelli) und anschließend ein Waldpark. Im Bereich der Zierpflanzen eines der größten Rosarien in N-Europa mit mehr als 2300 Rosenarten. Dahinter im Parterre fünf fächerähnl. angelegte Alleen. In einem Boskett das grüne Theater.

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