Pernau, Städtebau und -Geschichte

Pärnu, Pärnu linn
Pernau, Städtebau und -Geschichte / Pärnu, Pärnu linn, Herder-Institut Marburg, Bildarchiv, 274734, Foto: Peeter Säre 2022, CC BY-SA 4.0
Pernau, Städtebau und -Geschichte / Pärnu, Pärnu linn, Herder-Institut Marburg, Bildarchiv, 274733, Foto: Peeter Säre 2022, CC BY-SA 4.0
Pernau, Städtebau und -Geschichte / Pärnu, Pärnu linn, Herder-Institut Marburg, Bildarchiv, 274732, Foto: Peeter Säre 2022, CC BY-SA 4.0
Pernau, Städtebau und -Geschichte / Pärnu, Pärnu linn, Herder-Institut Marburg, Bildarchiv, 274735, Foto: Peeter Säre 2022, CC BY-SA 4.0
Pernau, Städtebau und -Geschichte / Pärnu, Pärnu linn, Herder-Institut Marburg, Bildarchiv, 274736, Foto: Peeter Säre 2022, CC BY-SA 4.0
Vom Deutschen Orden 1251 gegr., an der südl. W-Küste Estlands und am nördl. Ufer der Rigaer Bucht gelegene Stadt an der Mündung des gleichnamigen Flusses. Durch seine strategisch günstige Lage an der Fernstraße Rīga–Tallinn / Riga–Reval entwickelte sich Pärnu im Mittelalter zur Handels- und Hansestadt. Der Fluss bildete die Grenze zwischen den Ländereien des Bistums Saare-Lääne / Ösel-Wiek und denjenigen des Livländ. Zweigs des Deutschen Ordens. Nahe der Flussmündung entstanden zwei Städte: Am N-Ufer auf dem bischöfl. Territorium Vana-Pärnu / Alt-Pernau, mit der um 1251 fertiggestellten Domkirche, zerstört durch litauische Angriffe 1263 (danach das Zentrum des Bistums nach Haapsalu / Hapsal verlegt). Die im 14. Jh. wiederaufgebaute Altstadt Anf. 17. Jh. samt dem Straßennetz komplett zerstört, heute dort eine im 20. Jh. entstandene Vorstadt. Am S-Ufer 1265 Bau der Ordensburg mit einem zentralen und von zwei Vorburgen umgebenen Konventhaus. Angrenzend an der O-Seite die Stadt Uus-Pärnu / Neu-Pernau mit regelmäßigem Straßennetz (Stadtrecht 1318). Von der ehem. Stadtmauer (14. Jh.?) nur der Rote Turm / Punane torn (15. Jh.) erh. Unter schwed. Herrschaft ab 1670 Ausbau zu einer großangelegten, auf den Prinzipien einer Idealstadt basierenden Festungsstadt. Durch die Erweiterung nach S Vergrößerung des städt. Territoriums um etwa das Dreifache, der neue Stadtteil mit regelmäßigem Straßennetz. Die gesamte Stadt von einem Befestigungsgürtel mit Bastionen und Kurtinen umgeben, davon an der W-Seite das Tallinner / Revaler Tor erh. sowie teilw. zwei Bastionen mit den zwischen ihnen gelegenen Kurtinen und ein Abschnitt des Wallgrabens. Einnahme durch zarist. Truppen im Großen Nordischen Krieg 1710, Angliederung an das Zarenreich 1721 (Friede von Nystad) als Teil des neu geschaffenen Gouvernements Livland. Mit Übergang an das Russ. Reich Garnisonsstadt. An der O-Seite der Stadt entstand die Vorstadt Morskoj, eine Sloboda gemäß den Bautraditionen des russ. Dorfes. Im Stadtzentrum die ev. Kirche St. Elisabeth und die orth. Kirche St. Katharina erbaut. 1834 Schleifung der Befestigungen und in der Folge Anlage des Grüngürtels (Esplanade). Im Verlauf des 19. Jh. Entwicklung zu einem Kurort: 1838 Eröffnung der ersten Badeanstalt am langen Sandstrand, 1880 Kurhaus (Kuursaal) in Strandnähe, 1896 Bahnanschluss. Die Stadt im S geprägt von Kurpark und Holzhäusern für Sommerfrische (z.B. entlang der Supeluse tn). In den 1920er Jahren neoklassizist. Schlammbadeanstalt / Mudaravila erb., in den 1930er Jahren (in der Zeit der Republik Estland) im Stil des Funktionalismus Strandhotel und Strandhausanlage. Zerstörung etwa der Hälfte der Altstadt im Zweiten Weltkrieg, Abriss der Ruinen mitsamt der mittelalterl. Nikolaikirche und den Überresten der Ordensburg. In der Nähe der letzteren, Anlage eines zum Fluss orientierten Hauptplatzes (dort 1981 das Theater Ugala) und eine parallel zum Fluss verlaufende breite Verkehrsstraße durch die Altstadt. Unter sowjet. Herrschaft konzentrierte sich die baul. Tätigkeit hauptsächl. auf die Vorstädte. In den 1970er Jahren entstand im NW-Teil das Wohnviertel Kuldne Kodu.

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