Karusen, Ev. Kirche St. Margareta, Taufstein

Ev. Kirche St. Margareta / Margareeta kirik, Herder-Institut, Bildarchiv, Christofer Herrmann, CC BY-SA 4.0
Frühgot. Kirche, eine der ältesten auf dem westestn. Festland. Gründung des Kirchspiels um 1220, seit 1242 dem Deutschen Orden angehörend; Holzkirche unter Ordensmeister Otto v. Lutterberg in den 1260er Jahren (?) durch Steinbau ersetzt. Langhausgewölbe in den Kriegen des 16.–18. Jh. zerstört, stattdessen barocke Spiegeldecke (2. Hälfte 18. Jh.). Freistehender Glockenturm (18. Jh.?) durch W-Turm ersetzt. Bau aus lokalem Kalksandstein mit einschiffigem Langhaus und niedrigem, eingezogenem Rechteckchor, beide Gebäudeglieder mit Satteldach. Ins Langhaus hineinragend W-Turm mit pyramidenförmigem Helm. In Glockenstube rundbogige Klangarkaden. Dominant ist die zentrale, bis zur Höhe des Langhausdachs reichende Rundbogenarkade auf zwei markanten Stützpfeilern. Darin eingefasst das spitzbogige W-Portal, im Scheitel der gestuften Archivolte Reliefs mit Vierpass- und Fischblasenmotiv; darüber kleines Rundfenster. Reste eines ähnl. Portals in der S-Wand im östl. Joch eingemauert. Kleines rundbogiges Portal in der S-Wand. An den Seitenwänden des Langhauses urspr. dieselben spitzbogigen Doppelfenster wie an der O-Wand des Chors (durch zwei hohe spitzbogige Fenster an beiden Längsseiten ersetzt). Grau verputzter Bau mit breiten, weißen Putzrahmungen und Laibungen an Fenstern, Türen und Gebäudeecken. An der östl. Chorwand massive Strebemauern. Im Innern des Langhauses stufenförmige Wandpfeiler, die ehem. Gurtbogen trugen; schlanke Ecksteine, im oberen Wandabschnitt Schildbögen. Niedriger und schmaler, wenig profilierter Chorbogen, an der Spitze mit Rundwulst versehen. Das konzentr. gemauerte Gratgewölbe des Chors stützt sich auf kub. Kalksteinkonsolen. Im östl. Fenster der N-Wand Glasmalerei mit Weinstock- und Kreuzmotiven (Schenkung 1909). — Barocke Kanzel von Christian Ackermann und Werkstatt (1697). Auf mit Akanthus-Blättern verzierten Konsolen des Kanzelkorbs vollplast. Skulpturen von Christus (Salvator mundi) und den Evangelisten (teilw. in den 1970er Jahren gestohlen); drei an der Altarwand untergebracht. Kanzel mit salomon. Säulen und korinth. Kapitellen, Putten, mit Band verbundene Girlande von Blüten und Blättern, auf dem Schalldeckel der Hl. Geist als Taube, drei Engel mit den Attributen des Leidens, Kartuschen mit Akanthus- und Knorpelumrandung, polychrome Wappenschilder, oben ein Leidensengel mit Speer (urspr. Christus mit Siegesfahne, an die Altarwand versetzt). 1787 klassizist. Altarwand auf mittelalterl. Mensa, mit gekröpftem Gesims und einfachen korinth. Kapitellen auf Halbsäulen. Holzfußboden und einfache Kirchenbänke (2. Hälfte 18. Jh.). In der halbrunden Nische urspr. Kruzifix, heute Ölgemälde mit Christus am Kreuz nach Albrecht Dürer von Bertha Bragge (1888). Taufbecken aus Dolomit, leicht kon., in Form eines Blütenkelchs und mit vier, an Blütenblätter erinnernden Muscheln (14. Jh.), urspr. aus der Kirche zu Hanila. Trapezförmige Grabplatten, 13. Jh. (vermutl. Ordensmeister Otto v.  Lutterberg, † 1270). Orgelprospekt (1866, G. Hermann, Liepāja / Libau). Auf dem Friedhof zahlr. Steinkreuze 13.–17. Jh. und histor. Grabkapelle der Fam. Wistinghausen.

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