Hannehl, Ev. Kirche St. Paulus, Grabplatten

Eine der ältesten Kirchen auf dem Festland des Bistums Saare-Lääne / Ösel-Wiek, am Rande einer zur Insel Saaremaa / Ösel führenden, hist. Straße. Erb. 3. Viertel 13. Jh. aus Kalkstein. 1428 erw. (par. ecc. in Haneel); 1519 gesicherte Nachricht über einen hiesigen Priester. Kirche zunächst ohne Turm; Windfahne 1652 von Otto v. Uexküll-Gyllenband (Gutsherr auf Paadrema / Padenorm) geschenkt. 1740 Erw. eines freistehenden Glockenturms. 1858/59 Errichtung eines massiven Turms in neoroman. Formen (W), Turmhelm und Kirchendach mit Schieferschindeln gedeckt. 2. Hälfte 19. Jh. Umbau eines Doppelfensters im Langhaus. 1970 temporäre Schließung der Kirche, Ausstattung seitdem verloren. Renov. seit 1997: Innenraum (1997–2001), Fenster (1997 u. 2002), Fußboden des Langhauses (2012), Bänke (2016). Einschiffiges, zweijochiges Langhaus mit eingezogenem Rechteckchor. Im W-Joch urspr. drei Portale, W-Portal erh., N-Portal abgerissen und zugemauert, S-Portal umgebaut. Im Langhaus und in der O-Wand des Chors schmale, hohe Doppelfenster. In der S-Wand des Chors Hagioskop mit Sicht auf den Nebenaltar. Innen trennt ein schmaler Triumphbogen den Altarraum visuell vom Langhaus ab. Kreuzrippengewölbe mit verputzten, bemalten Rippen und Schlusssteinen auf einfachen Pfeilern mit Sockel- und Kämpferleisten; im Chor Gewölbe mit Mandelstabrippen (Dekor des Schlusssteins zerstört). Entlang der W-Wand des Langhauses Mauertreppe zum Gewölbe. Mittelalterl. Ausmalung (entdeckt 1998): zwei geometr. Kompositionen zwischen Fensterpaaren im oberen Teil der N-Wand des Langhauses. In der N-Wand des Chorraums Reste von mittelalterl. Konsolen (Empore?). — Urspr. Blockaltar mit Mensa aus Kalkstein; Renaissance-Grabplatte von Reinhold und Sophia von Üxküll (Werkstatt Arent Passer?); Altar mit Kreuzgruppe und Auferstandenem Christus sowie Kanzel von Dietrich Walter, gestiftet 1709 von Christina Eleonore Drackenhielm, Gutsherrin von w Virtsu, mit Inschrift am Retabel. Kanzel mit Rundplastik des Johannes d.T. als Kanzelfuß, Kanzelkorb mit den vier Evangelisten, am Schalldeckel doppeltes Stifterwappen. Der älteste Teil der Bänke vermutl. aus dem 17. Jh. Die Orgel von 1867 (G. Hermann, zerstört), Orgelempore aus der gleichen Zeit. Im Fußboden des Langhauses 20 trapezförmige Grabplatten mit heidnischen und christlichen Motiven – größte Ansammlung in Estland (genaue Herkunft unbekannt), überwiegend 1. Hälfte 13. Jh., teilw. hervorragende Steinmetzarbeiten. Das häufigste Motiv ein Lebensbaum mit Sonnenscheiben.

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