Stomersee, Gutshof Stomersee, Park
Eklektizistischer Bau, vermutl. 1843 im neogot. Stil erb. und wichtiger Wegbereiter für die Verbreitung dieser Stilströmung in den ländl. Regionen Lettlands (Memoiren der Baronin
, geb. Baronesse Campenhausen, 1908). In den 1870/80er Jahren Umbau im Stil der französ. Renaissance. 1905 bis auf die Mauern niedergebrannt. Wiederaufbau 1908 abgeschlossen. Anf. 20. Jh. Fassaden mit Jugendstil-Elementen versehen (z.B. Frauenmasken), neoklassizist. Veranda auf der Parkseite und Pergola auf der Hauptseite. Der große quadrat. Turm erhielt Fialen an den Ecken und eine schlanke pyramidale Spitze. Nach dem Zweiten Weltkrieg Nutzung als Verwaltungs- und Lehreinrichtung, dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen. 1993 Leerstand; seit 2016 durch die Kommunalverwaltung des Bezirks Gulbene bewirtschaftet und instandgesetzt; seit 2019 öffentl. zugänglich. Auf asymmetr. Grundriss mit mehreren Risaliten, Türmen, Giebeln u.a. Architekturelementen sowie unterschiedl. konfigurierten Dächern, zumeist Mansarddächern. Rechts vom Eingang kleiner Rundturm. Vom urspr. neogot. Bau der große Turm, Keller und die Veranda am Haupteingang mit drei spitzbogigen Öffnungen erhalten. In der architekton Gestaltung dominieren neogot. Details und Neorenaissance-Elemente – u.a. dekorative Zinnen im Bereich des Haupteingangs, Arkaden, Rustika, Löwenmasken. Über dem Eingang großes Wappenrelief der Fam. . Im Gebäude verschiedenen Stilformen vereint, die dem Schloss ein romant. Aussehen verleihen. Im Innern prachtvolle Räume, ebenfalls stilist. uneinheitlich. Im Vestibül für die Neorenaissance der 2. Hälfte 19. Jh. charakterist. breite, zweiarmige und fünfläufige Holztreppe und eine von Konsolen gestützte Galerie. Treppengeländer mit Balusterarkaden. Der Festsaal gehört zu den eindrucksvollsten neoklassizist. Innenräumen der Schlösser Lettlands. Wände rhytm. durch Pilaster gegliedert, Türen mit Portalen und Festons in den Supraporten, unterhalb der Decke ein kompliziertes Gebälk mit Festonfries und auf Konsolen gestütztes ornamentiertes, kastenartiges Deckengesims. Deckenspiegel mit profiliertem Rand und Akanthusranken in den Ecken und in der Mitte der Längsseiten. Drei Öfen erh., einer davon im Saal. Die ausdruckstarke Silhouette des Baus fügt sich gut in die Parklandschaft ein.
Park im 19. Jh. mit heimischen Pflanzen und Neophyten sowie Lindenallee angelegt. Vor dem Haupteingang des Schlosses ein regelmäßiger angeordneter Vorgarten. Hinter dem Schloss ein Landschaftspark mit maler. Blick auf Lichtungen und Baumgruppen sowie über den See. Park von W und NW umgeben durch den Stomer- und von S durch den Pogas-See, beide durch einen Kanal mit dem Mühlendamm verbunden. Zum Gut gehören u.a. ein
Gärtnerhaus (Ende 19. Jh.) und eine Klete mit Arkade an der Veranda und charakterist. hell getönten Bändern an den Ecken und um die Öffnungen (Mitte 19. Jh.). Mühlengebäude stark umgebaut, von der Orangerie am Schloss kaum wahrnehmbare Fundamentreste erhalten. 1851 Bau einer orth. Kirche in Stāmeriena, der urspr. Holzbau 1902–04 von Vladimir Lunsky (1862–1920) durch den heutigen Steinbau des Hl. Alexander Newski ersetzt.
Ernestine Schoultz von Ascheraden
Ernestine Schoultz von Ascheraden