Wenden, Ev. Kirche St. Jakobus
Võnnu, Jakobi kirik
Das Kirchspiel Võnnu des Bistums Tartu / Dorpat entstand wahrscheinl. Anf. 13. Jh. Kirche 1361 erw., urspr. dreischiffig, dreijochiges Langhaus und Rechteckchor; davon einzig erh. ein Fragment des rundbogigen Portals an der S-Seite der Kirche. 1783–87 Verlängerung nach W, Bau des Turms. 1870/71 umfangreiche Umbaumaßnahmen (Baumeister Johann Gottfried Mühlenhausen), Chor ersetzt durch markantes Querhaus mit Sakristei an der O-Seite. Abschließende Innenraumgestaltung mit Renov. 1881. Putzbau mit spätbarock-frühklassizist., auch neogot. Formen. Eingezogener W-Turm mit leicht geschweifter Spitzhaube; flankiert von bemerkenswerter, das Satteldach verdeckender und gerade abgeschlossener Attika mit profiliertem Gesims und miniaturhaften Ecktürmchen aus Holz. Das W-Portal mit Lünettenfenster von Pilastern und profiliertem Gebälk gerahmt. Fassadengestaltung in zurückhaltender historist. Formensprache. Weiße, teilw. gebänderte Lisenen sowie verputzte Fensterumrahmungen um hohe Rundbogenfenster (am Langhaus 1853 zu dieser Form umgestaltet), darüber schlichte weiße Putzfelder. An den Stirnseiten des Querhauses Spitzbogenfenster mit Maßwerk. Im Inneren gekehlte, weiß gestrichene Holzdecke. Im Langhaus seitlich hölz. Emporen. — Dreiteilige Altarwand mit neoroman. Dekor (gespendet von Essen, 1881). Im Zentrum das Gemälde Christus am Kreuz (Otto von Moeller, 1873), an den Seiten vier Apostelskulpturen. Auf der Brüstung der Kanzel (1871) Zitate aus dem NT im südestn. Dialekt. Für die 1892 in der Werkstatt von Wilhelm Sauer (Frankfurt/O.) fertiggestellte Orgel Teile der alten Orgel der Kirche St. Johannes in Tartu verwendet. Seitl. des Altars (S) das marmorne Grabmonument im Empire-Stil mit Figur einer Trauernden für den 1812 in der Schlacht von Borodino gefallenen Reinhold v. Nolcken (hergestellt in St. Petersburg, Werkstatt Paolo Triscorni, 1813). An der O-Wand das Altargemälde Christus am Kreuz aus dem Gebetshaus in Peravalla (1. Hälfte 19. Jh.).
